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Allgemeine Informationen

Der Biblische WeinWanderWeg hat eine Länge von 6,8 km. Wanderzeit mit Besichtigungspausen ca. 3 Stunden. Der Weg ist befestigt.

Anfahrt
Mit der Bahn: Haltestelle Beutelsbach mit der S-Bahn S2, Verbindung Flughafen Stuttgart – Schorndorf.

Mit dem Auto auf der B27 von Stuttgart nach Aalen, Ausfahrt Beutelsbach.

Parken
Bei der S-Bahn-Station Beutelsbach.

Besuch des Biblischen WeinWanderWegs:
Thementafeln, Social Media

Das Christentum ist eine „Buchreligion“, deren Basis Sprache und Texte sind. So begleiten Sie unsere Thementafeln auf dem Biblischen WeinWanderWeg.

Der Weg beginnt an der S-Bahnhaltestelle Beutelsbach (S2). Hier finden Sie die Eingangstafel mit einer Inhaltsübersicht und einem Überblick zum Wegverlauf. An jeder der 20 Stationen befindet sich ein biblisches Zitat, gefolgt von Geschichten, Portaits besonderer Persönlichkeiten und kulturhistorischen Zusammenhängen.

Darüber hinaus können Sie vier Audiosequenzen über QR Codes abrufen.

Geführte Wanderungen

Führungen über den ganzen Weg oder auch nur über Teilabschnitte können über das Ev. Pfarramt Beutels- bach, organisiert werden.
Kontakt: Tel. 07151 997-04
E-Mail: Pfarramt.Beutelsbach-West@elkw.de

Auf dem Biblischen WeinWanderWeg liegt im Fachwerkhaus aus dem 17. Jh. die Kunstschule „Kunst und Keramik“ von Christiane Wegner-Klafszky. Im Weinkeller aus Stubensandstein kann man nach Voranmeldung
Andachten halten oder einen mitgebrachten Imbiss einnehmen.
Kontakt: C. Wegner-Klafszky,
Schönbühlstr. 20,
E-Mail: kunstundkeramik@gmx.net,
Tel. 07151 360515.

1 - Traube

So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge,
sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.

(Epheser 2,19)

Die Traube als Symbol für die Gemeinschaft

Die Weintraube bildet einen gemeinschaftlichen Fruchtstand aus. Die Beeren wachsen auf einem eng verbundenen Traubengerüst und symbolisieren geschwisterliche Zusammengehörigkeit. Geistliche Gemeinschaften waren es, die den Weinbau ins Remstal gebracht haben. Mit den Klöstern kamen ab dem 7. Jahrhundert flächendeckende Weinberge ins Land. „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Haus- genossen, erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn, auf welchem auch ihr miterbaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geist.“ Epheser 2,19-22 – Grundwort der Großheppacher Schwesternschaft.
Mit der Reformation wurden in Württemberg die Klöster geschlossen. Lebendig blieb aber der Gedanke, dass gemeinschaftlich praktiziertes Christentum gute „Früchte“ für die Welt hervorbringen kann. Die Stiftung Großheppacher Schwesternschaft, deren Mutterhaus wir vor uns sehen, steht in der Tradition des gemeinschaftlichen Lebens.
Wilhelmine Canz (1815 – 1901) war in Württemberg eine Pionierin in der Förderung von Kindern und Frauen. Der Eintritt der beiden ersten Lernschwestern im Mai 1856 markiert den Beginn der Schwesternschaft und der „Bildungsanstalt für Kleinkinderpflegerinnen“. Im Mutterhaus in Großheppach bot Wilhelmine Canz jungen Frauen während ihrer Ausbildung zur Kinderschwester Heimat und Versorgung in einer schwesternschaftlichen Gemeinschaft und ermöglichte den Frauen somit einen Zugang zu Bildung und Beruf.

Im Laufe ihrer Geschichte entsandte die Großheppacher Schwesternschaft rund 2000 Schwestern in Kindergärten, Kinderheime und Kinderkrippen in ganz Württemberg und darüber hinaus, beispielsweise in den Kaukasus und nach Armenien. Mit dem Älterwerden der ersten Schwestern bildete sich schon früh die Altenpflege als eine weitere Aufgabe der Gemeinschaft heraus. Neben dem Mutterhaus entstanden Feierabendhäuser für die Schwestern, die sich aus dem aktiven Dienst zurückgezogen hatten.

1950 trat die Stiftung Großheppacher Schwesternschaft dem Kaiserwerther Verband deutscher Diakonissenmutterhäuser bei. 1971 wurde das Mutterhaus von Großheppach hierher nach Beutelsbach verlegt. Es ist heute Verwaltungssitz der Stiftung. Auf dem Gelände befinden sich auch die Evangelischen Fachschulen für Sozialpädagogik und Altenpflege mit angeschlossenem Internat und das Kinderhaus am Sonnenhang. So wird die pädagogische und auch pflegerische Tradition der Großheppacher Schwesternschaft bis heute in der Stiftung fortgeführt. In Großheppach, am Ursprungsort, befindet sich das Wilhelmine-Canz-Zentrum mit Pflegeheim und betreuten Wohnungen. In allen Einrichtungen hat sich der Wesenskern des gemeinschaftlichen Lebens erhalten. Die Schwesternschaft hat auch das Mutterhausgelände geöffnet für eine gemeinschaftliche Wohnform. Wer sich dem Gedanken des gemeinschaftlichen Lebens mit diakonisch christlichen Werten verbunden fühlt, findet hier Heimat in freundlichen Appartements.

Künstlerische Gestaltung der Skulptur: Mirjam Weber-Hagenmaier
Patin und Platz: Großheppacher Schwesternschaft

2 - Martin Luther

Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.

(1. Mose 1,31)

Martin Luther, ein Weingärtner

Beim Namen des Reformators Martin Luther denken wir wohl zuallererst an das „gut wittenbergische Bier“, das er gerne getrunken hat. Doch Luther stammt aus einer traditionsreichen Weingegend und hat selbst gerne den Rebensaft genossen. Er schreibt: „Das Bier ist Menschenwerk, aber der Wein hat das Zeugnis der Schrift!“ In seinem späteren Wohnhaus, dem „Schwarzen Kloster“, befand sich ein großer Weinkeller. Dort lagerten köstliche Rhein- und Frankenweine, die ihm deutsche Adlige als dankbare Geschenke zukommen ließen. Außerdem fand sich hier sein selbst produzierter Wittenberger „Simsenkrebsler“, ein eher säurebetonter Wein. Rund 600 Rebstöcke wuchsen in seinem Weinberg am Ufer der Elbe. Als er einmal längere Zeit von zu Hause fort war, schrieb er heimwehkrank an seine Frau Käthe: „Ich sehne mich nach deinem Bier und meinem Wein“. Luthers Freund, der Maler Lucas Cranach d.J., hat ihn sicher auch deswegen in der Wittenberger Schlosskirche als sorgsamen Weingärtner verewigt. In dem Winzerbild sieht man den Reformator, wie er zusammen mit anderen Pfarrern gewissenhaft den „Weinberg des Herrn“ bestellt.

1534 kam die Reformation nach Beutelsbach. Mit der Rückkehr Herzog Ulrichs aus dem hessischen Exil wurde Württemberg evangelisch.

Nun wichen die Klöster, aber der Weinbau blieb uns erhalten. Die Nähe zur calvinistischen Schweiz brachte zwar eine gewisse asketische Strenge ins Land. Auch hat die zweite Woge der Reformation, der bis heute wirksame Pietismus, manchen Frommen zum Abstinenzler werden lassen. Die lebensfrohe Prägung des Reformators allerdings und das täglich im Weinbau erfahrbare Segenshandeln Gottes haben die Remstäler Pietisten vor übertriebener Leibfeindlichkeit bewahrt.

Martin Luther ermutigt uns zum dankbaren Genießen der himmlischen Gaben und sagt: „Wenn Gott gute, große Hechte und guten Rheinwein erschaffen darf, dann darf ich sie wohl auch essen und trinken.“

Martin Luther als Weingärtner, Lucas Cranach d. J., 1569, Schlosskirche Wittenberg
Pflanzung eines Beutelsbacher Luther-Baumes (eine Traubenkirsche) in Wittenberg, 2015

Künstlerische Gestaltung der Skulptur: Mirjam Weber-Hagenmaier
Paten: Familie Helmut und Birgit Burkhardt, Filderstadt
Platz: Stadt Weinstadt

3 - Weinort Beutelsbach

Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein.

(Römer 8,31)

Beutelsbach, ein Weinort

Jahrhundertelang war Beutelsbach ein mittelgroßes württembergisches Dorf. Rund 1800 Menschen konnte der Boden ernähren. Wurden es mehr, stiegen die Auswandererzahlen. Erst nach dem letzten Krieg wuchs der Ort auf heute fast 9000 Einwohner. Man gehört jetzt zum wohlhabenden Industriegürtel rund um Stuttgart. Die Beutelsbacher lieben nach wie vor den örtlichen Wein, aber sie leben meistens von den überörtlich erworbenen Einkünften des produzierenden Gewerbes.

Wie in einem antiken römischen Theater umgeben die Weinberge den Flecken. Auf der zentralen Bühne steht die Beutelsbacher Stiftskirche. Manche nennen sie den „Weinstädter Dom“, die stattlichste Kirche zwischen Schorndorf und Waiblingen. Deren repräsentative Übergröße verdankt sie ihrer historischen Bedeutung als Wiege und Herkunftsort des württembergischen Adelshauses. Heute entspricht ihr Maß der gestiegenen Gemeindegliederzahl.

So wie die grünen Turmziegel die Farbe der Weinberge optisch widerspiegeln, so will die Kirche die Sorgen und Freuden der Menschen bei sich aufnehmen und in Fürbitte und Danksagung vor Gott bringen. Das mächtige Sonntagsgeläut hallt in den Weinbergen wider und ruft die Gemeinde zum Hören des Evangeliums und zum Lob des auferstandenen Christus. Der hier befindliche stählerne Bilderrahmen lädt ein, sich den Ort genauer anzusehen. Vielleicht entdecken Sie unterwegs den biblischen Wahlspruch von Beutelsbach. Er ist seit der Reformation im Portikus des alten Rathauses zu lesen. Der Wahlspruch macht Mut zur Glaubenstreue und zum Widerstand gegen die Ungerechtigkeit.

Der Leitspruch der Beutelsbacher zwischen Fleckenzeichen (Beutel) und württembergischen Wappen im Schlussstein des Portals von 1577 am Württemberg-Haus, Beutelsbach
Ortsansicht von 1686 aus dem Forstlagerbuch von Andreas Kieser, Hauptstaatsarchiv Stuttgart

Künstlerische Gestaltung: Bernhard Dippon
Patin: Bürgerstiftung Weinstadt
Platz: Stadt Weinstadt

4 - Barmherziger Samariter

Er goss Öl und Wein auf seine Wunden und pflegte ihn.

(Lukas 10,34)

Barmherziger Samariter

Das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter ist eine der bekanntesten Erzählungen im Neuen Testament. Auf die Frage „Wer ist denn mein Nächster?“ erzählt Jesus diese herausfordernde Beispielsgeschichte. Sie ereignet sich auf dem Weg zwischen Jerusalem und Jericho. Ein Mann wird von Räubern niedergeschlagen und ausgeplündert. Er bleibt schwerverletzt liegen. Zwei „fromme“ Herren, ein Priester und ein Levit, kommen vorbei, sehen den Mann zwar, ignorieren ihn aber und gehen weiter. Der dritte, der kommt, ist ein Samariter. In den Augen rechtschaffener Israeliten gilt er als gottloser Ausländer. Dieser aber bleibt stehen und hilft dem Verletzten. Er versorgt dessen Wunden und bringt ihn zu einem Wirt, dem er großzügig Geld bezahlt, um für die Genesung des Misshandelten zu sorgen.

Jesus formuliert mit dieser Geschichte einen Appell zur Nächstenliebe, der auch im Remstal nicht ungehört blieb. In unserer Region gibt es zahlreiche diakonische und soziale Einrichtungen. Diese gehen oft auf pietistisch motivierte Initiativen zurück. Viele, die mit Ernst Christen sein wollten, haben in der Bibel die Aufforderung Jesu gehört, „desgleichen zu tun“ und sich der Schwachen anzunehmen.

Dass in dem Gleichnis der Wein als Arzneimittel vorkommt, zeigt dessen Gesundheit fördernde Kraft. Wein besitzt eine desinfizierende und entzündungshemmende Funktion. Martin Luther vergleicht die beiden von Jesus erwähnten Medikamente geradezu mit den beiden Grundworten Gottes, mit Gesetz und Evangelium, die zusammen genommen den versehrten Menschen heilen wollen: „Der Wein schreckt, das Öl deckt.“

Künstlerische Gestaltung der Skulptur: Mirjam Weber-Hagenmaier
Paten: Familie Martin und Dorle Hubschneider
Platz: Hans-Martin Lenz

5 - Weintor

Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt.

(Psalm 26,8)

Das Weintor der Stiftskirche

Die Beutelsbacher Stiftskirche wurde in den Jahren von 1505 bis 1522 während der Regierungszeit von Herzog Ulrich erbaut. Die Fertigstellung erfolgte wohl erst unter Herzog Christoph in den 1550-er Jahren. Der unmittelbar vorausgegangene gesellschaftliche Aufstieg der württembergischen Grafen in den Stand von Herzögen sollte mit dieser stattlichen Wehrkirchenanlage baulich dokumentiert werden. Der Name „Stiftskirche“ erinnert an das Chorherrenstift, das vermutlich seit dem 11. Jahrhundert im Auftrag des Hauses Württemberg in Beutelsbach betrieben wurde. Es war damit keine päpstliche, sondern eine adlige Einrichtung. Die Mitglieder des Stiftsklerus hatten die Aufgabe, für die verblichenen Adligen zu beten und den Armen des Ortes Wohlfahrt zukommen zu lassen. Waren die zölibatär lebenden Geistlichen gestorben, so fiel ihr Erbe dem Vermögen des Stiftes zu. Der hier ansässige Stiftspfleger, ein angesehener württembergischer Beamter, hatte dafür zu sorgen, dass die anfallende Traubenernte im großen Stiftskeller hinter der Stiftskirche eingelagert und weiterverwendet werden konnte. Freilich bekamen die Armen ihren Anteil. Die Fürsorge für die „geringsten Brüder und Schwestern“ war Christenpflicht und bot den Reichen die Chance, sich Pluspunkte für das Jüngste Gericht zu sammeln. Der meiste Ertrag aber floss an den Hof. Man kann durchaus sagen: Mit dem Beutelsbacher Wein wurde der Stuttgarter Wohlstand finanziert. Als die Steuerlast zu drückend wurde, erhob sich 1514 in Beutelsbach der berühmt gewordene Aufstand des „Armen Konrad“. Darüber erzählte man sich folgende Geschichte: Ein Beutelsbacher Bürger namens Gaispeter war die Speerspitze der Bauernerhebung. Seine ironische Aktion machte ihn zu einer Art Till Eulenspiegel des Remstals. Bei einer „Wasserprobe“ unterzog er die neuen, verkleinerten Steuergewichte des Herzogs einer theologischen Prüfung am hiesigen Schweizerbach. Er warf die Gewichte vor den Augen vieler Zuschauer ins Wasser. Wenn sie „oben“ schwimmen würden, dann seien die neuen Steuergesetze „von oben“, also von Gott gegeben. Dann würde man sie auch befolgen. Würden die Gewichte aber im Wasser versinken, so seien sie eine Verordnung „von unten“, also vom Teufel, und dann müsse man sie nicht befolgen. Die vielfach im ganzen Land wiederholte Wasserprobe wurde zum kreativen Impuls des Aufstandes. Letztlich ist diese einzige originär württembergische „Revolution“ gescheitert. Aber eine daraus hervorgehen- de positive Folge bildet der Tübinger Vertrag, eine Art württembergischer Verfassung, die erstmalig in Deutschland die Macht des Fürsten konstitutionell begrenzte. Das hier ansichtige Wein-Tor der Stiftskirche wurde 1972 zum 450. Kirchenjubiläum von Wolf-Dieter Kohler gestaltet. Es erinnert, zusammen mit dem gegenüber befindlichen Brot-Tor an das Heilige Abendmahl, das hier im Gotteshaus gefeiert wird. Für Christen ist es eine Kraftquelle, die uns ermutigt, liebevoll und tapfer in der Welt zu stehen. Vielleicht sind der entschlossene Mut und die konsequente Bereitschaft zum Widerstand gegenüber dem Unrecht zwei hervorstechende Charaktermerkmale der Beutelsbacher. Ein Pfarrer, der die selbstbewusste Gemeinde im deutschen Revolutionsjahr 1848 erlebt hatte, schrieb:
„Der Arme Konrad hat hier immer noch Samen und glimmt von Zeit zu Zeit aus der Asche hervor“.

Künstlerische Gestaltung: Wolf-Dieter Kohler (1928-1985), Stuttgart

6 - Weingärtnerhaus

Von allem, was du mir gibst, will ich dir den Zehnten geben.

(1.Mose 28,22)

Weingärtnerhaus mit Lagerkeller

Schon im Alten Testament gab es die Steuerpflicht. Das Gottesvolk wird mehrfach ermahnt, den zehnten Teil jeder Ernte zu geben, um den Tempel und das Bildungswesen zu finanzieren und die Armen zu ernähren. Im Mittelalter wurde dieses Gebot auf die weltliche Herrschaft ausgeweitet.

Im Beutelsbacher Stiftshof lag eines der wichtigsten „Finanzämter“ der württembergischen Grafen. Im dortigen Stiftskeller wurde der Weinzehnt vereinnahmt, der zur Finanzierung des Staates beitrug. Aber geben kann nur, wer zuvor auch etwas empfangen hat. Die großen Keller von Beutelsbach zeigen den Wohlstand des Ortes.

Das kann man auch an diesem Gebäude sehen, in dem sich seit 2001 die Kunstschule „Kunst und Keramik“ der Familie Wegner-Klafszky befindet.

Das Haus wurde 1687 von dem Weingartmeister Veit Breuning
(1620 – 1698, Stammvater aller Beutelsbacher Breuning) auf einem Keller erbaut, der schon vorher im Besitz seines Schwiegervaters, des Stiftspflegers Johann Jacob Schmierer (1596 – 1660) war.

Ein Keller war besonders für den Weinhandel wichtig. Die Weingärtner selbst brauchten keine großen Keller. Sie verkauften den Ertrag ihrer wenigen Weinberge sofort „unter der Kelter“. Beutelsbach lag an der „Eringsteige“. Es war die steilste Stelle der Kaiserstraße, einer wichtigen Verbindung zur im Mittelalter bedeutenden Weinhandelsstadt Ulm. Der Wein wurde zu einem großen Teil exportiert. „Weinläder“ luden für die „Weinkärrner“ jeweils zwei knapp 500 Liter ( = 1 1⁄2 eimrige) fassende Fässer auf spezielle Wagen. Mit bis zu 20 Pferden mussten sie auf den Schönbühl geschafft werden, denn durch das Remstal 20 führte damals noch keine wetterfeste Straße. Das Gewann „Rappenruh“ direkt unter der ehemaligen Burg erinnert noch heute daran, dass eine Kapelle dem Berg den Namen gab, in der für einen sicheren Transport Andacht gehalten werden konnte.

Der 120 qm große Gewölbekeller ist aus Stubensandstein erbaut. Das Foto zeigt die temporäre Station „Abendmahl“ an der die Gäste bei der von Pfarrer Rainer Köpf geführten Wanderung auf dem Biblischen WeinWanderWeg eine Vesperpause einlegen, 2019.
Ablieferung des Zehnten, mittelalterliche Darstellung

Platz: Familie Christian Klafszky und Christiane Wegner-Klafszky

7 - Noah

Noah pflanzte als Erster einen Weinberg

(1. Mose 9,20)

Noah, der erste Weingärtner

Im Alten Testament wird folgendes berichtet: Schon kurze Zeit nach der Erschaffung der Welt „reute“ es Gott, die Menschen geschaffen zu haben. Statt die Erde zu „bebauen und zu bewahren“, wie Gott ihnen am Anfang aufgetragen hatte, waren sie von einem „bösen Herzen“ getrieben. Sie zerstörten die guten Gaben des Himmels. Sie waren undankbar und gottlos geworden. Deswegen sollte eine Sintflut die Menschheit hinwegspülen. Doch Noah vertraute Gott. Er lebte untadelig und fand Gnade vor den Augen des Herrn. Er und seine Familie und von jeder Tierart auf Erden ein Paar sollten gerettet werden. Noah sollte eine Arche bauen, ein steuerloses, hölzernes Schiff, um darin die verheerende Flutkatastrophe sicher zu überleben. Nachdem das Schlimmste überstanden war, landete die Arche auf dem Berg Ararat nahe dem Kaukasusgebirge. Von dort aus breitete sich nach der Sintflut das neue Leben wieder aus.

Als der Regenbogen, Gottes Bundeszeichen, am Himmel erschien, brachte Noah seinem Schöpfer zuallererst ein Dankopfer dar. Dann machte er sich daran, als Ackermann den Arbeitsauftrag Gottes umzusetzen. Die Bibel berichtet, dass er nun den ersten Weinberg der Weltgeschichte angelegt habe. Dazu brauchte er Geduld, denn die Setzlinge tragen erst im dritten Jahr ihre ersten Trauben. Noah war von dem leckeren Ernteergebnis buchstäblich erschlagen. Der vergorene Rebensaft fand sein Gefallen und es wird berichtet, dass er nicht nur viel, sondern zu viel getrunken hatte. Er lag mit einem Rausch splitternackt im Zelt und wusste sich nicht mehr zu helfen. Wie ehrlich doch die Bibel mit ihren Helden umgeht! Auch nach der Sintflut sind wir keine perfekten Heiligen, sondern bleiben verführbare Sünder. Das, was dem Menschen zur Freude erschaffen wurde, kann ihm zum Übel werden, wenn er das Maß verliert.
In der Bibel gibt es rund 500 Stellen, in denen der Wein genannt wird. Er wird einerseits als köstliche Erquickung gelobt und als stimmungserhebend und gesundheitsförderlich beschrieben. Es wird aber auch auf dessen zerstörerische Kraft hingewiesen.
In den Sprüchen Salomos werden die Erfahrungen Noahs warnend auf den Punkt gebracht: „Sieh den Wein nicht an, wie er so rot ist und im Glase so schön steht: Er geht glatt ein, aber danach beißt er wie eine Schlange und sticht wie eine Otter. Da werden deine Augen seltsame Dinge sehen, und dein Herz wird Verkehrtes reden, und du wirst sein wie einer, der mitten im Meer schläft, und wie einer, der schläft oben im Mastkorb.“ (Spr.23,31-34)

Die Stiftskirche in Beutelsbach wurde im 16. Jhdt auf einer Vorgängerkirche aus der Romanik gebaut (vor 1100 n.Chr.).
„Die Trunkenheit Noahs“, Giovanni Bellini, 1515

Künstlerische Gestaltung der Skulptur: Bernhard Dippon
Paten und Platz: Familie Bernhard und Inge Dippon

An dieser Station wird noch gearbeitet…

8 - Biblischer Weinberg

Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen.

(1. Mose 3,19)

Biblischer Weinberg

Der mühevolle Aufstieg herauf vom Dorf lässt erahnen, wie schweißtreibend die Arbeit im Weinberg ist. Rund 17 Mal muss der Weingärtner seinen Weinstock bearbeiten, bis endlich die Weinlese stattfinden kann. Und trotz der menschlichen Arbeit kann ein einziger Hagelschauer die ganze Ernte vernichten. Pilzbefall, Frostschäden oder verregnete Sommer: die Liste der Gefährdungen ist lang. Der Weingärtner erlebt beides: die Wunder und die Verwundungen der Schöpfung Gottes. Nach dem Sündenfall ist uns das Paradies verloren gegangen. Auf dem Feld unserer Arbeit wächst nun auch Unkraut und der Mensch muss „im Schweiße seines Angesichtes“ um sein Überleben ringen. Doch am Tag der Ernte kommt er „mit Freuden“ zur Kelter und erfährt inmitten seines Lebenskampfes den Segen Gottes. In der Süße der Frucht liegt ihm die himmlische Gnade geradezu auf der Zunge. Die Kelter wird zu einem Ort der Freude. Hier beginnt die Verwandlung der menschlichen Schweißtropfen in die edlen Tropfen des Weines.

In Jesaja 5,2 wird berichtet von seinem Freund, er „grub eine Kelter“. Eine Kelter war in biblischen Zeiten kein Gebäude, sondern eine geeignete Stelle, an der Trauben verflüssigt und zur Gärung kühl gelagert werden konnten. Zuerst wurden die Trauben in speziellen Holzkübeln, Tongefäßen oder, wie hier, in Steintrögen zertreten, der Saft konnte abfließen und in Gefäßen gesammelt werden. Danach wurde der gewonnene Traubenmost in großen Tonkrügen (Amphoren) vergoren. Diese waren an einer überdachten Stelle oder Höhle im Boden eingegraben. Mit speziellen Holzstampfern wurde der noch feste Anteil der Maische (Fruchtfleisch, Beerenhäute, Kerne) mehrmals täglich auf den Boden des Gefäßes gedrückt. Nach der Gärung konnte der klare Jungwein abgeschöpft werden. Übrig blieb der nun auf dem Gefäßboden lagernde, ziemlich trockene Trester. Eine Pressung war deshalb nicht notwendig. In Georgien, einem der Ursprungsländer der Weinrebe, ist diese Art der Kelterung noch zu beobachten. Pressen und Holzfässer wurden erst von den Römern entwickelt.

Der von unserem bekannten Schnaiter Weingärtner und Steinbildhauer Ludwig Heeß gestaltete Tretstein erinnert an die biblische Methode zur Herstellung des Weines. Hier wurden auch 10 Rebstöcke, die in der Bibel und im Mittelalter in Europa sehr verbreitet waren, 2017 gepflanzt:

In den Boden eingelassene Tonkrüge zur Lagerung von Wein.

Malvasier
Die in biblischer Zeit im Mittelmeerraum sehr beliebte Sorte. Sie liefert haltbare und süße Weißweine.
Es war Luthers Lieblingswein.

Muskateller
Eine der beliebtesten Sorten im Mittelalter bei uns. Er ist sehr aromatisch und hat einen an Muskat erinnernden Geschmack.

Heunisch
Die meist angebaute Sorte des Mittelalters. Sie war robust und reichtragend, allerdings war die Qualität des Weines bescheiden. Diese Sorte ist „Ahn“ so wichtiger Sorten wie Riesling, Lemberger, 7 Chardonnay und Silvaner.

Schwarzer Urban
Erinnert an den Weinheiligen St. Urban und wurde auch bei uns angebaut. Die Trauben waren auch als Tafeltrauben beliebt.
Sie lieferten milde Rotweine.

Elbling
Bei uns „Albene“ genannt. Es war eine sehr verbreitete Sorte, wobei es weiße und rote Unter- arten gab. Sie verlor an Bedeu- tung, weil sich qualitativ bessere Sorten durchsetzten.

Künstlerische Gestaltung der Skulptur: Mirjam Weber-Hagenmaier
Steinskulptur: Ludwig Heeß, Schnait
Paten: Familie Friedrich und Gertrud Fabriz
Platz: Ulrich Fabriz

9 - Kalebstraube

Wir sind in ein Land gekommen, in dem Milch und Honig fließen, und dies sind seine Früchte.

(4. Mose 13,27)

Die Kalebstraube

40 Jahre lang dauerte die Wanderung des Volkes Israel durch die Wüste Sinai, ein Weg aus der Sklaverei in die Freiheit. Eigentlich wäre die Entfernung von Ägypten nach Israel in wenigen Monaten zu bewältigen gewesen. Die außerordentliche Länge der Wanderzeit hatte einen pädagogischen Zweck: Gottes Volk sollte lernen, wie sein Herr es durch schwierige Zeiten hindurchführt und dass es sich lohnt, auf Gott zu vertrauen.

Die Kalebstraube, die wir vor uns sehen, erinnert an eine Erzählung, in der die israelitischen Wüstenwanderer schon einen kleinen Vorgeschmack auf das versprochene Ziel, das verheißene Land Kanaan, erleben durften. Aus der Wüste heraus schickte Mose zwölf Kundschafter aus, die die Region erkunden sollten, darunter auch einen Mann namens Kaleb. Der Erkundungsgang dauerte 40 Tage. Als sie zurückkamen, brachten sie eine Weintraube mit, die so groß war, dass sie von zwei Männern auf einer Stange getragen werden musste.
Die Kundschafter schilderten die Gegend in den hellsten Farben. Es sei ein Land, in dem „Milch und Honig fließen“. Die meisten Kundschafter waren allerdings skeptisch, dass sie jemals in diesem Land leben würden. Kaleb jedoch, dessen Gottvertrauen in der Bibel immer wieder gelobt wird, war überzeugt, dass Gottes Plan zu seinem Ziel gelangt. Er sollte recht behalten.

Diese übergroße Traube gilt bis heute als Sinnbild von Reichtum und Überfluss. Darum hat sie auch ihren Platz bei der jährlichen Beutelsbacher Kirbe. Das Traditionsfest zum Ende der Traubenlese ist gleichzeitig ein Übergangsritus der örtlichen Jugend ins Erwachsenenleben. Die 18-jährigen Frauen und Männer des „grünen Kirbejahrgangs“ stellen aus vielen Einzeltrauben eine übergroße Kirbetraube her, die sie am Kirbesonntag feierlich vor dem Rathaus aufhängen. Damit verbinden sie ihre Dankbarkeit, in dieser gesegneten, wohlhabenden Region leben zu dürfen. Und zeigt der herrliche Ausblick, der sich von hier oben erschließt, nicht tatsächlich: Vor uns liegt ein verheißenes Land, fast ein kleines Paradies? Der frühere Ulmer Oberbürgermeister Ivo Gönner stellte bei einem Weinstadtbesuch begeistert fest: „Das Remstal muss bei einem liebevollen Wimpernschlag des Schöpfers entstanden sein.“

Kirbetraube
Ein für diese Region typischer Weinberg

Künstlerische Gestaltung der Skulptur: Bernhard Dippon
Paten: Familie Bernhard und Inge Dippon
Platz: Stadt Weinstadt

10 - Paul Gerhardt

Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht,
was er dir Gutes getan hat.

(Psalm 103,2)

Paul Gerhardt, Pfarrer und Lieddichter

Paul Gerhardt ist der bekannteste lutherische Lieddichter, der Herzenskönig des Evangelischen Gesangbuches. Geboren wurde er am 12. März 1607 im damals sächsischen Gräfenhainichen bei Wittenberg. In der Gastwirtschaft seiner Eltern lernte er eine bodenständige, klare Sprache, die auch nach 400 Jahren die Menschen immer noch anspricht. Mit 15 Jahren war er Vollwaise geworden und kam auf die Fürstenschule nach Grimma. Sein Theologiestudium absolvierte er in Wittenberg. Als Hauslehrer in Berlin begegnete er dem Kantor Johann Crüger, der als „Entdecker und Erwecker“ Paul Gerhardts gilt. Paul Gerhardt war zu bescheiden, seine Texte zu publizieren, doch im Gewand der Crüger’schen Melodien haben sie das Licht der Öffentlichkeit und die Herzen der Menschen erreicht. Paul Gerhardt lebte zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Diese größte Katastrophe der deutschen Geschichte hat sein Liederschaffen nachhaltig geprägt. Als Pfarrer in Mittenwalde, Berlin und Lübben erlebte er das entsetzliche Elend der Menschen. Auch er selbst hatte Schweres zu ertragen. Seine Frau Anna Maria wurde ihm bereits nach 13-jähriger Ehe durch den Tod entrissen. Von den fünf Kindern ist es nur ein Sohn, der das Kindesalter überlebt hat. Die Not seiner Zeit hätte Paul Gerhardt eher zum Schreien als zum Singen bringen können. Dennoch findet er im Blick auf den gekreuzigten und auferstandenen Christus immer wieder die Kraft, Gott zu loben.
Paul Gerhardt war der Sohn eines Bierbrauers und hat im Alltag wohl eher den Gerstensaft getrunken. Die Region, in der er gelebt hat, war keine Weingegend. Dennoch besingt er „Wein“ und „Most“ in seinen Liedern. Sie sind für ihn biblische Heilsgaben des verheißenen Landes, ein wohlschmeckendes Zeichen Gottes in schweren Zeiten. In dem bekannten Sommerlied „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ ermutigt er die Sorgenden, hinaus zu gehen in die Schöpfung und durch die Betrachtung der Wunder Gottes Trost zu finden. Mit seinem Text öffnet er uns die Augen für die „Gewalt“ des wachsenden Weizens, die stärker ist als die Macht des Krieges und für die „Kraft“ des „süßen Weinstocks“, die lieblicher ist als die Bitterkeit der Verzagten. Der Summstein, den Ludwig Heeß hier gestaltet hat, lädt uns ein, den Kopf auszustrecken und sich ein Lied ins Herz zu singen.
Vielleicht eines von Paul Gerhardt.

Paul Gerhardt Denkmal, Friedrich Pfannschmidt, 1907, es steht vor der Kirche in Lübben, Spreewald

Geh aus, mein Herz, und suche Freud
in dieser lieben Sommerzeit
an deines Gottes Gaben;
schau an der schönen Gärten Zier
und siehe, wie sie mir und dir
sich ausgeschmücket haben.

Die erste von 15 Stophen des Liedes von Paul Gerhardt

Künstlerische Gestaltung der Skulptur: Mirjam Weber-Hagenmaier
Steinskulptur: Ludwig Heeß, Schnait
Paten: Familie Rainer und Mechthild Köpf
Platz: Stadt Weinstadt

11 - Vom Kaukasus ins Remstal

Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.

(Lukas 13,29)

Vom Kaukasus ins Remstal

Im Weinmuseum in Tiflis (Georgien) kann man das älteste Rebmesser der Welt besichtigen. Dort taucht auch zum ersten Mal das Wort „Wein“ (= der Siedende) auf, das zu einem Wanderwort wurde und die Verbreitung des Weines in verschiedene Sprachregionen hinein nachzeichnet. Im Gebiet südlich des Kaspischen Meeres wurden 8000 Jahre alte, durch Menschenhand kultivierte Traubenkerne gefunden. Die ersten Weingärten wuchsen vom Kaukasus aus Richtung Euphrat und Tigris (Irak). Aus dem Jahr 2250 v. Chr. stammt ein Befehl des babylonischen Königs Hammurabi, dass Weinhändler bestraft werden sollten, die lärmende Personen bei sich dulden. Herodot berichtet 480 v. Chr., dass die Perser den Wein liebten und Beratungen über wichtige politische Fragen nur in trunkenem Zustand vollzogen haben.

Auch genetische Untersuchungen zeigen, dass die Vorfahren unserer europäischen Traubensorten aus Armenien und Georgien stammen. Von dort aus hat sich der Weinbau verbreitet: zuerst in den Süden, dann nach Westen und schließlich über die ganze Welt (zwischen dem jeweils 30. und 40. Breitengrad). Daran erinnert die Darstellung dieser Weltkugel. Einen ähnlichen Weg hat auch der Gottesglaube zurückgelegt. Noah war mit seiner Arche in Armenien gelandet. Abraham, der Stammvater der Juden, ist vom südlich davon gelegenen Zweistromland nach Palästina aufgebrochen.

Weinberge in Armenien, im Hintergund der Berg Ararat

Von Israel aus hat sich schließlich die biblische Lehre nach Europa ausgebreitet. Der Weg des Weines entspricht also in etwa dem Weg des christlichen Glaubens. Jesus Christus hat mit seinem Missionsauftrag die nationalen Grenzen überschritten. „In alle Welt“ zu gehen, hat er seine Jünger beauftragt. Von seinem Ursprung her war das Christentum keine national begrenzte Religion, sondern ein universal ausgerichteter Glaube. In der biblischen Verheißung
von der Völkerwallfahrt zum Zion (Jes 2,2-4) wird deutlich, dass am Ziel der Zeiten alle Grenzen von Völkern, Rassen und Religionen aufgehoben sein werden und Gott „sein wird alles in allem“ (1.Kor 15,28).

„WE SHALL BEAT OUR SWORDS INTO PLOWSHARES“,
Bronze-Skulptur, Jewgeni Wutschetitsch,
1959 Geschenk der Sowjetunion
an die Uno, Standort vor dem
Uno-Hauptgebäude New York City

Künstlerische Gestaltung der Skulptur: Mirjam Weber-Hagenmaier
Paten: Familie Claus Paal und Jutta Hansen-Paal
Platz: Albrecht Maier

Station C - Spiele

Die Plätze der Stadt sollen voll sein von Knaben und Mädchen, die dort spielen.

(Sacharja 8,5)

Auch die Grundschule Beutelsbach beteiligt sich mit zwei Stationen am Biblischen WeinWanderWeg.

Die erste der beiden Stationen lädt den Wanderer zum Spielen und Verweilen ein. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin Isabel Jung haben Kinder der Klassen 1 bis 4 während der Projekttage Spiele aus aller Welt ausprobiert und weiterentwickelt. Drei verschiedene Spiele wurden von den Kindern schließlich in Gruppenarbeit auf große Spielbretter aus Holz gemalt. Vom Knobel- bis zum Geschicklichkeitsspiel ist für jeden Geschmack etwas dabei. Der Clou: die Spielfiguren für die kurzweiligen Partien können Steinchen, Nüsse, Cent-Stücke und Ähnliches sein und finden sich am Wegesrand oder in der Hosentasche des Wanderers.
Beim Schulfest im Sommer 2018 erwiesen sich die Spiele bereits als wahrer Publikumsmagnet. Kinder und Erwachsene, Opa und Enkel, Groß und Klein spielten mit großer Freude.

Bald laden die Spiele auf dem Biblischen WeinWanderWeg zu einer Partie unter freiem Himmel ein.


Viritaka – Ein Spiel aus Ozeanien
Viritaka heißt in der Fidschi-Sprache „werfen”.

Spielbeginn
Es spielen zwei Spieler. Gespielt wird mit kleinen Münzen. Die Spieler machen aus, wie viele Runden sie spielen wollen. Spieler 1 legt seine Münze in das erste Feld am Anfang der Bahn.

Spielverlauf
Nun schnipst, rollt oder wirft Spieler 1 seine Münze drei Mal. So, dass sie möglichst in einem der letzten Felder landet. Es gibt für jeden Wurf 1 bis 8 Punkte, je nach- dem, in welchem Feld die Münze gelandet ist. Wenn die Münze bei jedem Wurf im Spielfeld geblieben ist, rech- net man die Punkte zusammen.

Spielende
Sieger ist, wer nach der zuvor vereinbarten Anzahl von Runden die meisten Punkte hat.

Risiko!
Spieler 1 kann jetzt an Spieler 2 abgeben. Er darf aber auch noch weiter werfen und die neuen Punkte wieder dazurechnen. Aber wehe, ein Spielstein fällt von der Bahn! Dann verfallen alle Punkte der Runde!


Tic Tac Toe oder Käsekästchen
Dieses Spiel wurde schon zur Zeit Jesu gespielt.

Spielbeginn
Es spielen 2 Spieler. Jeder Spieler hat 5 Spielsteine. Die Spieler knobeln aus, wer anfängt.
Der erste Spieler setzt seinen ersten Stein auf ein Feld seiner Wahl.

Spielverlauf
Jetzt setzen die Spieler immer abwechselnd einen ihrer Steine auf die freien Felder.
Sie müssen dabei versuchen, eine Dreierreihe zu legen. Also drei Steine nebeneinander – waagrecht, senkrecht oder diagonal.
Natürlich muss jeder Spieler die Steine des Gegners im Blick haben!
Er muss verhindern, dass der Gegner eine Dreierreihe legt und ihm die Reihe, wenn möglich, verbauen.

Spielende
Gewonnen hat der Spieler, der es schafft, mit seinen Steinen eine Dreierreihe zu legen.


„Kampf der Schlangen” – Ein Spiel aus New Mexico, Nordamerika.

Spielbeginn
Es spielen 2 Spieler.
Jeder Spieler hat 8 Spiel- steine. Jeder legt alle seine Spielsteine auf die spitzen Ecken des Spielfeldes. Es entstehen zwei gegen- überliegende Reihen. Die Spieler ziehen nun ab- wechselnd einen eigenen Stein entlang einer Linie auf eine benachbarte Kreuzung.

Spielverlauf
Die Spieler versuchen nun, die Steine des Gegners durch Überspringen zu schlagen (vergleichbar mit „Mühle“). Wenn das Feld hinter dem Stein des Gegners frei ist, darf man den Stein überspringen und nehmen. Der Stein des Gegners ist damit geschlagen. Wer es geschickt anstellt, kann sogar in einem Zug mehrere Steine des Gegners über- springen und schlagen.

Spielende
Gewonnen hat der Spieler, der zuerst alle Spielsteine seines Gegners geschlagen hat.


Bei der Aktion „Schlaraffenland“ heißt es: Augen auf und genau hingeschaut! Die Schüler der Klasse E5 haben mit ihrer Klassenlehrerin Isabel Jung allerlei Leckereien aus Holz bunt und fröhlich bemalt. Käse und Würstchen, süße Kuchen und Bonbons, gebratene Hähnchen und Fisch wurden schließlich in den Bäumen wie in einem Schlaraffenland aufgehängt.
Wer kann sie alle entdecken?

12 - Sonnenuhr

Meine Zeit steht in deinen Händen.

(Psalm 31,16)

Die Sonnenuhr

Zur rechten Zeit das Rechte tun, das ist für die Arbeit im Weinberg grundlegend. Aber woher wissen wir, welche Stunde es geschlagen hat? Digitale Zeitmesser sind ein Phänomen des Computerzeitalters. Die ursprünglichste Art der Zeitmessung ist die Sonnenuhr. Bereits die Urmenschen konnten beim Anschauen eines freistehenden Baumes beobachten, wie dessen Schatten den Tag über wandert. Durch eine entsprechende Bezifferung am Boden konnte man „gemeinsame“ Zeiten benennen und als Treffpunkt vereinbaren. In einem 2500 Jahre alten Papyrus lesen wir die erste schriftlich dokumentierte Verabredung eines Liebespaares: „Wenn dein Schatten 16 Fuß misst, Berenike, erwartet Anasis dich am Olivenhain.“ Meist hatte die genaue Zeitmessung kultische Gründe.

Die spitzsäuligen Obeliske in Ägypten waren an öffentlichen Plätzen aufgestellte Schattenwerfer, die als Uhren genutzt wurden und dem Volk die heiligen Zeiten anzeigten.

Für die täglichen Stundengebete brauchten auch christliche Klöster die genaue Uhrzeit, die sie aus Sonnen-, Sand- oder Wasseruhren entnahmen.
Erste mechanische Räderuhren kamen erst um 1300 n. Chr. auf. Sie waren so groß und teuer, dass sie nur in Stadt- und Kirchtürmen eingebaut werden konnten. Bis heute erfüllen sie als Impulsgeber für die Glockenschläge eine gemeinschaftsstiftende Funktion.

Obelisk von Luxor
Turmuhr an der Stiftskirche in Beutelsbach

Sie strukturieren den Ablauf des Tages und ordnen den Rhythmus von Arbeit und Ruhe, von Tun und Gebet. Sie laden ein, im Verlauf der Stunden an den Herrn aller Zeiten zu denken. Für die Bibel steht die Zeit im Gegensatz zur Ewigkeit. Sie ist charakterisiert durch ihre Begrenztheit und auch durch manche Mühsal: „Der Mensch lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe“ (Hiob 14,1). Es gibt „fette und magere Jahre“ (1.Mose 41) und „ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde“ (Pred 3,1).
Dem Menschen ist seine Lebenszeit als Ort der Bewährung gegeben. Es ist seine Aufgabe, die Zeit „auszukaufen“ (Eph 5,16) und sinnvoll mit den anvertrauten Möglichkeiten umzugehen. In der Schöpfungsgeschichte erleben wir Gott als Schöpfer der Zeit, der sie dem Chaos ordnend entgegenstellt. Das Ziel der Zeit ist der große Sabbat der Welt, die Ruhe bei Gott (Hebr 4,9). Dort „wird hinfort keine Zeit mehr sein“ (Offb 10,6).

Künstlerische Gestaltung der Skulptur: Mirjam Weber-Hagenmaier
Patin: Traude Böhme
Platz: Walter Schäfer

13 - St. Urban

Jesus sprach zu seinen Jüngern: Ruht ein wenig!

(Markus 6,31)

St. Urban, Patron des Weines

Es gibt verschiedene „Weinheilige“ in der katholischen Volksfrömmigkeit. Sankt Urban ist allerdings der bekannteste unter ihnen. Dabei ist gar nicht recht klar, um welchen Urban es sich handelt. Am ehesten dürfte Bischof Urban von Langres gemeint sein, der im 4. Jahrhundert in Burgund lebte. Der Legende nach sei er bei einer Verfolgung gerettet worden, weil er sich hinter einem Weinstock versteckt habe. Mehrere Wetterwunder werden ihm nachgesagt. In der typischen Darstellung Urbans, wie wir sie auch hier sehen, werden dem Heiligen als Attribute allerdings nicht nur die Traube und ein Becher beigefügt, sondern eben auch eine Tiara, die ausschließlich ein Papst tragen darf. Diese römische Krone erinnert an den anderen Sankt Urban, Papst Urban I., der im Jahr 230 n.Chr. starb. Zu ihm gibt es jedoch keine Geschichte, die Bezug zum Wein aufweist. Allerdings ist dessen Gedenktag, der 25. Mai, ein wichtiger Entscheidungstag im Weinbau. Im Mittelalter stellte dieser Termin den Beginn der Sommerzeit dar. Die Frühjahrsarbeiten im Weinberg waren beendet. Der Weinberg stand in voller Blüte. Die Vegetation begann. Das Wetter war nun wichtig und man schaute deshalb hoffend zum Himmel. Auch musste am 25. Mai der Weinzehnt abgeliefert werden.

In Weinregionen gab es Urbansprozessionen, die für gutes Wetter beteten und Urbansbruderschaften, die um die Qualität des Weines bemüht waren. In evangelischen Gebieten hat St. Urban vor allem in verschiedenen Wetterregeln überlebt. Eine davon lautet: „Ist Sankt Urban schön und klar, gib es vielen Wein im Jahr“.

An dieser Stelle gewinnt unser Biblischer Weinwanderweg eine ökumenische Perspektive. Die Katholische Kirchengemeinde St. Anna in Beutelsbach hat die Figur des St. Urban finanziert und darüber hinaus noch ein stilisiertes Weinfass als Rastgelegenheit davorgestellt. Sehen Sie darin gerne eine Einladung, zur Ruhe und zum Gebet zu finden. Und wer hier vespern will, darf das auch gerne tun. St. Urban hätte sicher nichts dagegen.

Die 1956 geweihte katholische Kirche St. Anna in Beutelsbach

Künstlerische Gestaltung der Skulptur: Mirjam Weber-Hagenmaier
Patin und Gestaltung der Kapelle: Katholische Kirchengemeinde St. Anna Beutelsbach-Schnait
Platz: Manfred Koch

14 - Wengerthäusle

Trinke nicht mehr nur Wasser, sondern nimm ein wenig Wein dazu um des Magens willen und weil du oft krank bist.

(1.Timotheus 5,23)

Das Wengerthäusle, ein Ort erfahrbarer Gnade

Der Apostel Paulus rät seinem Schüler Timotheus den Genuss des Weines um seiner Gesundheit willen. Schon im ältesten Arzneirezept der Welt kommt der Wein vor. Bei den Sumerern (2200 v. Chr.) galt er als probate Lösungssubstanz für Wirkstoffe von Kräutern. Hippokrates (460-377 v. Chr.) empfiehlt ihn als Schlaf- und Beruhigungsmittel. Antike Ärzte verwendeten ihn bei Entzündungen und Augenkrankheiten. Die Mystikerin und auch Heilkundlerin Hildegard von Bingen (1098-1179) wollte nicht auf ihn verzichten und der preußische Hofarzt Friedrich Hoffmann (1660-1742) hat gar die „Weinchur“ erfunden. Wein solle das Cholesterin senken, das Krebsrisiko mindern und eine schöne Haut bewirken. Die weintrinkenden Franzosen leben statistisch gesehen tatsächlich länger als die biertrinkenden Briten. Eines ist jedoch klar: Es kommt immer auf das richtige Maß an!

Vielleicht ist es die wichtigste gesundheitliche Funktion des Weines, dass er die Gemeinschaft fördert und das menschliche Herz heiter macht. Dafür steht dieses Wengerthäusle. Früher waren die Weingärtnerhäuschen sehr wichtig. Hier fand man bei ungünstiger Witterung Unterschlupf und vom Dach konnte das Wasser, das man für die im 1900

Bernhard Dippon

Jahrhundert aufkommenden Traubenkrankheiten benötigte, in Wasserbehältern, bei uns „Basai“ (vom frz. Bassin) gesammelt werden. Außerdem konnte man die Handwerkzeuge darin aufbewahren. Und es waren beliebte Treffpunkte der Jugend. Eine Stätte des Rückzugs und des Genießens. Mancher hat hier seinen ersten Liebeskuss bekommen. Und ungezählt sind die fröhlichen Stunden des Singens und Palaverns über Gott und die Welt. Ein Ort erfahrbarer Gnade des Menschseins.

Platz: Familie Bernhard und Inge Dippon

15 - Hochzeit zu Kana

Du hast mir meine Klage verwandelt Biblischer WeinWanderWeg in einen Reigen

(Psalm 30,12)

Hochzeit zu Kana

Das erste Wunder, das Jesus laut dem Evangelisten Johannes vollbringt, ist keine Krankenheilung, sondern ein Weinwunder (Joh 2,1-11). Jesus ist mit seinen Jüngern auf einer Hochzeit in Kana in Galiläa. Wie im Orient üblich, sind zahllose Menschen da. Als die Party auf ihrem Höhepunkt ist, geht plötzlich der Wein aus. Die Vorräte sind aufgebraucht. Das schönste Fest des Lebens steht vor einem peinlichen Ende. Ein Bild für die schicksalhafte Begrenztheit unserer menschlichen Existenz. Die meisten merken es gar nicht, nur Maria, die Mutter Jesu, erkennt den Ernst der Situation. Sie fordert ihren Sohn auf, etwas zu tun, doch dieser weist sie schroff ab: „Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau?“ Dennoch lässt sie sich nicht beirren. Sie beauftragt die Diener: „Was er euch sagt, das tut.“ Jesus gibt daraufhin den Befehl, die sechs leeren Steinkrüge, die zur rituellen Reinigung verwendet wurden, erneut mit Wasser zu füllen und den Inhalt an die Gäste auszuschenken. Als der Küchenchef den neuen Wein probiert, ist er überrascht, dass der beste Tropfen – entgegen der damals üblichen Praxis – nicht am Anfang, sondern am Schluss der Feier gereicht wird.
Die betrunkenen Gäste könnten den Wert ja gar nicht mehr angemessen schätzen. Aus 600 Litern Wasser wurde edelster Wein. Warum steht am Anfang des Evangeliums geradezu ein Luxuswunder?

Die Geschichte zeigt, dass Jesus kein Abstinenzler war. Anders als sein Cousin Johannes der Täufer lebt er nicht als weltferner Asket in der Wüste (Mt 3,4). Er ernährt sich nicht von Heuschrecken und wildem Honig. Jesus teilt Seine Gegner nennen ihn deswegen vorwurfsvoll „einen Fresser und Weinsäufer“ (Mt 11,19). Jesus weiß um die Gefahren der Alkoholabhängigkeit. Wo der Alkohol zu unserem Gott wird, betreiben wir selbstzerstörerischen Götzendienst. Jesus sieht allerdings im Wein auch eine gute Schöpfergabe Gottes, die uns zur Freude und zur Gemeinschaft führen kann. Selbst an einem gewissen, durch ein Fest bedingtes Übermaß nimmt er offensichtlich keinen Anstoß. Jesus deutet dieses Weinwunder als ein Zeichen der Fülle für die beginnende Gottesherrschaft, die mit ihm beginnt. Wo im Glauben an Christus sich der Himmel öffnet, da dürfen wir ihn auch schon in den himmlischen Gaben auf unserer Zunge schmecken. Martin Luther schreibt dazu: „Jesus hat kein Missfallen am Aufwand der Hochzeit, wie Schmuck, Fröhlichsein, Essen und Trinken. Das alles sieht aus, als wäre es nur ein weltlich Ding und ein verlorener Aufwand. Aber das soll mit gutem Gewissen geschehen, sofern es mäßig ist.“

Amphoren nach antiken Vorbildern
Festlicher Sektempfang an einer Hochzeit

Künstlerische Gestaltung der Skulptur: Mirjam Weber-Hagenmaier
Paten: Familie Gotthold und Doris Dobler
Platz: Stadt Weinstadt

16 - Brot und Wein

Christi Leib, für dich gegeben. Christi Blut, für dich vergossen.

(nach Markus 14,22-24)

Brot und Wein

An Gründonnerstag, kurz vor seinem Leiden und Sterben, hat Jesus mit seinen Jüngern das Passahmahl gefeiert. Bei diesem Traditionsfest erinnern sich die Juden an die Befreiung ihrer Vorfahren aus der ägyptischen Sklaverei. Das Blut eines geschlachteten Lammes wurde in jener Nacht an die Türpfosten des Hauses gestrichen, damit der Todesengel, der alle männliche Erstgeburt in Ägypten töten sollte, erkannte, dass hier ein Kind Gottes wohnte. So ist der Verderber an den Häusern der hebräischen Sklaven vorübergezogen (auf hebräisch: passah) und hat sie verschont. Die Speisefolge des Passahfestes ist in der Bibel genau festgelegt (2.Mose 12,3-28) und sollte der jeweils nächsten Generation bildhaft vor Augen stellen und in den Magen schreiben, was damals geschehen ist. Jesus greift an

Darstellung des Abendmahls um 1575, Stiftskirche, Beutelsbach
Christen feiern das Abendmahl seit fast 2000 Jahren

Gründonnerstag zwei der beim Passahfest verwendeten Lebensmittel heraus. Brot und Wein macht er zum Bild für sein Sterben am Kreuz. Er selbst wird zu „Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt“ (Joh 1,29). So wie das Blut des Passahlammes die Juden aus der Ägypter Hand befreit hat, so befreit das am Kreuz vergossene Blut Jesu Christi die Gläubigen vom ewigen Tod. Jesus macht das gebrochene Brot und den vergossenen Wein zum Zeichen seiner Gegenwart. Im Gottesdienst lädt er uns zum Heiligen Abendmahl ein. Wir erleben darin Gemeinschaft mit ihm und untereinander. Das Brot steht für den Alltag, der Wein für das Fest. In beidem will Christus bei uns sein. Beim Empfang der Abendmahlselemente dürfen wir die Hoffnung gewinnen, dass uns am Ende der Zeit ein Platz am Hochzeitstisch im himmlischen Freudensaal bereitet ist. Es ist bemerkenswert, dass viele Beutelsbacher Weingärtner den sonntäglichen Gottesdienst besuchen. Haben sie vielleicht ein besonderes Gespür für das Heil, das vom „Gewächs des Weinstocks“ (Mt 26,29) ausgeht?

Künstlerische Gestaltung der Skulptur: Mirjam Weber-Hagenmaier
Paten: Familien Henning und Margarethe Romberg, Alexander und Rebekka Proß

17 - Mose

Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter haben neben mir.

(2. Mose 20,2-3)

Mose und die Gesetzestafeln

Das Katharinenkloster am Fuße des Berges Sinai, Ägypten. Es ist eines der ältesten noch bewohnten Klöster der Christenheit und UNESCO Welterbe.

Auf ihrer 40-jährigen Wüstenwanderung kommen die Hebräer an den Berg Sinai. Gott schließt dort einen Bund mit seinem Volk. Dessen Anführer Mose wird beauftragt, auf den Gipfel des Sinai zu steigen und die Bundesregeln aus der Hand Gottes zu empfangen. Nach 40 Tagen kommt er vom Berg wieder herab und trägt zwei Steintafeln in den Händen. Darauf stehen die Zehn Gebote. In zehn grundlegenden Regeln wird zusammengefasst, welches die Haltung ist, die man Gott und den Menschen gegenüber einnehmen soll.

Auch Christen lernen diese Gebote auswendig, weil sie wie ein Schlüssel zu einer gelungenen Lebensführung sind. Sie lassen sich leicht an den zehn Fingern der beiden Hände abzählen: Du sollst keine anderen Götter haben, den Namen Gottes nicht missbrauchen, den Feiertag heiligen, die Eltern ehren, nicht töten, nicht ehebrechen, nicht stehlen, nicht lügen, nicht neidisch sein auf das Gut des anderen, nicht neidisch sein auf die des Familie anderen.

In Nehemia 8 wird berichtet, dass das Volk Israel zur Verlesung des Gesetzes ins Freie gezogen ist und dort übernachtet hat. Es sollte ein Fest gefeiert und Wein getrunken werden, damit man fröhlich werde beim Hören des Gesetzes. Das sollte spürbar machen: die Gebote sind nicht Spaßverderber eines selbstbestimmten Lebens, sondern eine gute Gabe Gottes, wie der Wein. Der Erfinder der Schöpfung gibt uns mit den Geboten gleichsam die Betriebsanleitung zu einem gelingenden Leben. Auch im Weinbau gibt es Regeln, deren Befolgung sinnvoll ist. Nur ein kultivierter Weinberg mit beschnittenen Rebstöcken trägt auch gute Früchte. (3. Mose 25,3).

Mose empfängt die Gesetzestafeln, Prof. Hans Gottfried von Stockhausen, 2000, die Darstellung ist ein Ausschnitt aus einem Glasfenster, Stiftskirche, Beutelsbach

Künstlerische Gestaltung der Skulptur: Mirjam Weber-Hagenmaier
Pate: Seniorenhauskreis des Posaunenchores des CVJM Beutelsbach
Platz: Helmut Dippon

An dieser Station wird noch gearbeitet…

18 - Weinkreuz

Jesus Christus spricht: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht.

(Johannes 15,5)

Weinkreuz am Standort der ehemaligen Nikolauskapelle

Das Weinkreuz verbindet Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern miteinander. Beim letzten Abendmahl vor seinem Tod macht Jesus den gemeinsam getrunkenen Wein zum Symbol der ewigen Gemeinschaft mit ihm. Seine Jünger stehen zu ihm im Verhältnis einer Rebe zum Weinstock. Wer bei ihm bleibt, wird auch teilhaben an Jesu Kreuz. Trauben müssen durch den Druck der Weinpresse hindurch und „sterben“, um zu ihrer Bestimmung zu gelangen. Auch Christen wird Schmerz und Tod nicht erspart. Aber aus der Treue zu Jesus wird am Ende die Frucht der Auferstehung und wir werden „beim Herrn sein allezeit“ (1.Thess 4,17). Der württembergische Theologe Johann Albrecht Bengel (1687 – 1752) hat es so formuliert: „Gott führt uns nicht am Leid vorbei, aber immer hindurch.“

Dieses Kreuz steht an der Stelle, an der vermutlich schon im 11. Jahrhundert die „capella in Eringstaige“, eine dem Hl. Nikolaus geweihte Kapelle gebaut wurde, die diesem Bergsporn den Namen gab. Sie gehörte zur Burganlage der Herren von Württemberg und wurde auf Befehl von Graf Ulrich, dem Stifter (mit dem Daumen) 1252 erweitert. Die Burg wurde schon um 1300 zerstört, die Kapelle wurde aber weiter genutzt.

Der Bischof von Konstanz bestätigte 1392, dass sie zum hiesigen Stift (Beutelsbach/Stuttgart) gehöre. Der Standort von Burg und Kapelle war günstig: Man hatte Überblick über das untere Remstal. Hier war der steilste Wegabschnitt der Kaiserstraße auf die Höhen des Schurwaldes. Rund 20 Pferde wurden für diese Steige als Vorspann benötigt. Der Name der nördlichen Nachbarflur „Rappenruh“ erinnert an diese Mühen. Die Reisenden konnten, so lange die Pferde gewechselt wurden oder ausruhten, in die Kapelle einkehren und für eine sichere Weiterfahrt beten. Beim Aufstand des „Armen Konrad“ läutete hier „Gaispeter“, einer der Anführer, am 4. Mai 1514 Sturm, um seine Anhänger zusammen zu rufen. Herzog Ulrich I., dem dieser Aufstand galt, konnte den Aufstand niederschlagen. Er wurde 1519 vertrieben, konnte aber 1534 zurückkehren und führte sofort die Reformation ein.

Vergleichbare Kapelle: die 1131 geweihte Burgkapelle Hocheppan, Südtirol.

Die Kapelle verlor ihre Bedeutung. Vermutlich wollte er auch die Erinnerung an den Aufstand gegen ihn beseitigen und gab die Burg zum Steinbruch frei. Noch 1685 verbrachten Maurer „4 Tag mit einem abgebrochenen Cäpelle“, um die Steine für das im 30-jährigen Krieg abgebrannte Stiftshaus zu nutzen. Bei der Rebflurbereinigung 1969 konnten noch Reste der Kapelle geortet werden.
Das Kreuz erinnert an diese lange Zeit historisch bedeutende Kirchstelle. Bis heute finden hier regelmäßig Gottesdienste im Grünen statt.

Federzeichnung von Johann Heinrich Kretschmer: Ansicht von Beutelsbach, um 1760/70.

Künstlerische Gestaltung der Skulptur: Mirjam Weber-Hagenmaier
Paten: Familie Dieter und Renate Hagenmaier
Platz: Stadt Weinstadt

19 - Paradies

Gott setzte den Menschen in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte

(1. Mose 2,15)

Das Paradies

Das Paradies kommt in allen drei großen Weltreligionen vor. Es ist der Ort, in dem die menschliche Existenz ihren Anfang genommen hat. Der Garten Eden, wie das Paradies in der Bibel genannt wird (1. Mose 2), steht für unbedrohte Fruchtbarkeit und grenzenlose Lebenserfüllung, für das vollkommen Gute, für eine kindliche, ungebrochene Beziehung zu Gott. Das Paradies ist der Ort der ersten Liebe. Ein Sehnsuchtsland des nach Sinn fragenden Menschen. Doch im Paradies kam es auch zum Sündenfall.

Adam und Eva konnten ihre Gier nicht zähmen. Verführt von der Schlange, aßen sie von der verbotenen Frucht des Baumes der „Erkenntnis des Guten und Bösen“. Damit haben sie die Grenze überschritten, die Gott ihnen gesetzt hat. Deswegen lebt die Menschheit nun „jenseits von Eden“. Nicht nur Adam und Eva damals, auch wir Heutigen stehen in stetiger Gefahr, das Maß zu verlieren und „wie Gott sein“ zu wollen. Und so gibt es auf der Welt nun nicht nur Segen und Glück, sondern auch Schmerz und Leid, nicht nur Erfolg und Frucht, sondern auch Scheitern und Not.

Beides erleben die Menschen im Remstal. Wenn die Weingärtner ihre Rebflächen bearbeiten, kämpfen sie mit zahllosen Widrigkeiten, die den Ernteerfolg bedrohen.

Wenn die Angestellten „beim Daimler“ und anderswo ihr tägliches Brot erwirtschaften, dann tun sie das im manchmal bitteren „Schweiße ihres Angesichts“. Wenn das Leben in dieser reichen Region angenehm zu sein scheint, so verbergen sich hinter den Wohnungstüren dennoch oft Sorge, Streit und Gleichgültigkeit. So zwiespältig ist auch hier das menschliche Leben. Doch als Christen sind wir von der Hoffnung geleitet. Sie öffnet uns die Augen dafür, wie schön diese Welt trotz ihrer Probleme ist. Der Kirchenvater Augustinus (354-430) hat den Ernst der menschlichen Situation durchaus klar gesehen, dennoch sieht er im Weinstock geradezu ein paradiesisches Übrigbleibsel aus dem Garten Eden. Er rät uns: „In vielen Fällen braucht der Mensch den Wein. Er stärkt den schwachen Magen und erfrischt die ermatteten Kräfte. Er heilt Wunden an Leib und Seele und verscheucht Trübsal und Traurigkeit. Er verjagt die Müdigkeit der Seele, bringt Freude und entfacht unter Freunden die Lust am Gespräch.“

Künstlerische Gestaltung der Skulptur: Mirjam Weber-Hagenmaier
Paten: Unternehmen Storopack, Hans Reichenecker
Platz: Stadt Weinstadt

20 - Stiftsherr

Der Wein erfreut des Menschen Herz

(Psalm 104,15)

Stiftsherr

Es ist gut vorstellbar, dass die Römer die ersten Weinreben ins Remstal gebracht haben. Beim schweißtreibenden Bau der Limesstraße von Cannstatt nach Aalen mögen sie kräftigen Durst bekommen haben. Erinnerten sie die milden Hügel der Gegend nicht an ihre traubenreiche italienische Heimat? Besaßen sie nicht ein Gespür für das günstige Mikroklima, das hier den Weinbau ermöglichen könnte, ähnlich wie an Mosel und Rhein?
Dafür gibt es allerdings keinen Beweis. Erst im 11. Jahrhundert wird eine Kelter in Beinstein schriftlich erwähnt und für das 13. Jahrhundert ist der Weinbau in Großheppach urkundlich belegt. Auch wenn die Dokumente fehlen: Wir dürfen davon ausgehen, dass bereits vorher im Remstal vereinzelt Rebstöcke kultiviert wurden. Mit den Klöstern kamen ab dem 7. Jahrhundert auch flächendeckende Weinberge ins Land. Mönche waren nicht nur Boten des Glaubens sondern auch Missionare des Weines. Im bischöflichen Auftrag sollten die Ordensleute den Weinbedarf der Kirche stillen. Das Heilige Abendmahl konnte ohne das „Gewächs des Weinstocks“ nicht gefeiert werden. Außerdem gestattete schon Klostergründer Benedikt von Nursia (um 480-547) seinen Brüdern das tägliche „Viertele“ Wein.
Darüber hinaus gehörte die Gastfreundschaft zu den guten Werken der Barmherzigkeit. Reisende, Kranke und Notleidende wurden in Klöstern mit Wein gestärkt. Die traditionsbewussten Mönche verfügten über das notwendige Knowhow, die „freie“ Zeit für landwirtschaftliche Experimente und den erforderlichen Grund und Boden, Trauben anzubauen. Verschiedene Gemarkungsnamen belegen bis heute die Beziehung von Klöstern hierher nach Beutelsbach. So hat zum Beispiel das Kloster Bebenhausen bei Tübingen von uns den Wein bezogen. In Beutelsbach gab es zwar kein ortsansässiges Kloster, aber ungefähr seit dem 11. Jahrhundert ein Chorherrenstift, sozusagen ein Kloster „mit mildernden Umständen“. Der Name erinnert daran, dass es sich um die „Stiftung“ eines Adelshauses handelt. Das Haus Württemberg hatte diese Klerikergemeinschaft gegründet. Eine frühe Form von „Social Sponsoring“. Die Stiftsherren lebten zölibatär, aber „privat“. Sie kamen zum täglichen Beten in der Stiftskirche zusammen und sorgten dafür, dass der Dienst der Barmherzigkeit an der Bevölkerung geschah. Sie hatten aber durchaus ihr eigenes Vermögen, das nach deren Tod dem Stift zufiel. Im Stiftskeller wurde der Weinzehnt vereinnahmt, der ab 1311 nach Stuttgart abgeliefert wurde. Dorthin war das Stift wegen der sichernden Stadtmauern umgezogen.
Die württembergische Residenz war somit vom Schweizerbach an den Nesenbach gewandert. Den Remstäler Wein trank man aber auch weiterhin im Hause Württemberg. In einem Gedicht über die besten württembergischen Weine, die man bei Hof kredenzt, nennt der Humanist Nicodemus Frischlin 1557 an erster Stelle: „…auch fehlt kein Beutelsbacher Wein…“. Die Remstalkellerei steht in der Tradition der Stiftsherren. Der Stiftskeller war das erste Betriebsgebäude bei deren Gründung 1940. Nachdem sie als eine Art Notgemeinschaft der Remstäler Weingärtner ins Leben gerufen wurde, ist sie heute mit über 1000 Mitgliedern und mehr als 500 ha Anbaufläche die fünftgrößte Kellerei Deutschlands. Wer sich von der Qualität des Weines überzeugen möchte, kann zum Abschluss des Biblischen Weinwanderweges gerne eine Flasche im Weinverkauf der Kellerei (Eingang Kaiserstraße) erwerben. Wir wünschen Ihnen, dass Sie Gutes aus Beutelsbach mitnehmen: Gottes Segen und vielleicht auch einen leckeren Trollinger.

Franz. Buchmalerei, Aldobrandino da Siena, Li Livres du Santé, British Library, London 2. Hälfte des 13. Jhdts.
Herbst, Ital. Buch- malerei, Haus- buch der Cerruti, Ende 14.Jhdt.

Künstlerische Gestaltung der Skulptur: Mirjam Weber-Hagenmaier
Paten: Familien Heinz und Marianne Escher, Werner und Susanne Schaal
Platz: Remstalkellerei